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Einblicke in das geistliche Leben der jüdischen Gemeinde in Bayreuth
Landtagsabgeordneter Franc Dierl besuchte Synagoge und künftiges Gemeindezentrum
Pressemitteilung vom 3.11.2025

Der Vorsitzende der israelitischen Kultusgemeinde Felix Gothart (links) hat den Landtagsabgeordneten Franc Dierl durch die Räume der Bayreuther Synagoge geführt.
Beeindruckt vom Baufortschritt sagte Franc Dierl zu, einen Kontakt zum Kulturfonds Bayern zur Prüfung der eventuellen finanziellen Unterstützung des ehrgeizigen Projektes herzustellen. Die Eröffnung des Gemeindezentrums soll nach den Worten von Felix Gothart, dem Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde Bayreuth, voraussichtlich im kommenden Frühjahr stattfinden. Mit der Realisierung des Zentrums entsteht mitten in Bayreuth ein kleines jüdisches Viertel mit Synagoge, Mikwe (rituelles Tauchbad), Veranstaltungssaal und Museum.
Die Synagoge in Bayreuth hat insofern eine Sonderstellung, da es sich um die älteste Synagoge in Deutschland handelt, die noch als Synagoge genutzt wird. Dem benachbarten Markgräflichen Opernhaus sei es zu verdanken, dass sie im Zuge der nationalsozialistischen Novemberpogrome 1938 nicht niedergebrannt wurde, so Felix Gothart.
Die Geschichte des Gebetshauses reicht weit zurück bis in das frühe 18. Jahrhundert. Gemeindegründer waren die Brüder David und Moses Seckel, die das dortige „Comoedien- und Redouten-Hauss“, ein Vorläufer des unmittelbar benachbarten Markgräflichen Opernhauses, erworben hatten und zur Synagoge umbauen ließen. Einweihung war nach knapp einem Jahr Bauzeit am 15. März 1760. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude in den 1960er Jahren notdürftig umgebaut und im Stil der damaligen Zeit gestaltet. Der jetzige Zustand war nach einer Generalsanierung in den Jahren 2013 bis 2018 nach einer teilweisen Entkernung und dem Bau der Mikwe entstanden.
Felix Gothart gewährte dem Abgeordneten bei seinem Besuch auch einige Einblicke in das geistliche Leben der rund 350 Mitglieder starken Gemeinde. Im Gebetsraum beispielsweise säßen Männer und Frauen getrennt. „Es geht ja um das Zwiegespräch mit Gott“, erläuterte der Vorsitzende. Da dürfe nichts vom Gebet ablenken. Die Gebete fänden in hebräischer Sprache statt, gepredigt werde auf Deutsch. Nach der Wende 1989 seien zahlreiche neue jüdische Mitglieder aus der früheren Sowjetunion zur Gemeinde gestoßen. „Plötzlich waren mehr Leute da, als wir Gemeindemitglieder hatten“, erinnerte sich Gothart. Einfach eintreten könne man in die jüdische Gemeinde allerdings nicht. Die Menschen müssten nachweisen, dass sie jüdischen Ursprungs sind.
Im Zentrum des Gemeindelebens steht der Sabbat, der im Judentum als siebter Wochentag gilt und an dem keine Arbeiten verrichtet werden dürfen. Für Unbeteiligte mag es seltsam klingen, aber an diesem Tag sei es nicht erlaubt, Handys oder Computer zu benutzen, Auto zu fahren oder zu kochen. „Das hört sich alles an, wie von vorgestern ist es aber nicht“, so der Vorsitzende. Es sei vielmehr die große Chance, wieder kommunikativ zu werden, sowie ausgeruht und damit leistungsfähiger in die neue Woche zu starten.
Die konkrete Nachfrage von Dierl, ob mit dem aufkommenden Antisemitismus auch bei Gemeindemitgliedern wieder verstärkt Ängste festzustellen seien, konnte Gothart bestätigen. So sei die Synagoge beispielsweise mit Kameras ausgerüstet. „Dennoch wollen wir keinesfalls den Eindruck einer Festung hinterlassen“, stellte Felix Gothart klar.
Eine Besonderheit der Synagoge in Bayreuth ist der Genisa-Fund auf dem man bei Bauarbeiten im Jahr 2009 auf dem Dachboden gestoßen war. Dabei handelt es sich unter anderem um religiöse Schriften und Kultgegenstände, deren Ursprung bis zur Gründung der Synagoge in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurückreicht. Die in hebräischer und deutscher Sprache verfassten Dokumente waren offenbar seit zweieinhalb Jahrhunderten nicht mehr von Menschenhand berührt worden und haben selbst die Schändung der Synagoge durch die Nationalsozialisten unbehelligt überstanden. Die Dokumente sollen teilweise in dem neuen jüdischen Museum im Gemeindezentrum ausgestellt werden.
Franc Dierl, der sich von all dem sehr beeindruckt zeigte, dankte dem Vorsitzenden Gothart für den Einblick in die jüdische Gemeinde von heute und in der Vergangenheit: „Zur Vertiefung der Zusammenarbeit folge ich sehr gerne der Einladung, an der diesjährigen Gedenkfeier zur Reichspogromnacht am 9. November auf dem jüdischen Friedhof teilzunehmen. Es ist mir Ehre und Mahnung zugleich“, so der Bayreuther Landtagsabgeordnete.
Hier geht es künftig in das jüdische Gemeindezentrum: Der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Felix Gothart (links) mit dem Landtagsabgeordneten Franc Dierl am Eingang zu den neuen Veranstaltungsräumen.
So manche Überraschungen birgt der Dachboden der Synagoge in der Münzgasse. Der Vorsitzende der israelitischen Kultusgemeinde Felix Gothart (links) zeigt dem Landtagsabgeordneten einen riesigen Blasebalg, der einst wohl Teil einer barocken Bühnentechnik war.
Bayreuth, 03.11.2025
Ansprechpartnerin:
Stefanie Finzel
Persönliche Referentin
Franc Dierl, MdL
Abgeordnetenbüro Bayreuth
Tel: 0921/76430-26
E-Mail: referentin.mdl@franc-dierl.de
